Hallo und willkommen!
Ich bin Erich!
Ich spiele seit der Grundschule Brettspiele. Damals haben mich die bunten Spielschachteln und Figuren in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Mit meinem Fahrrad bin ich alle Bibliotheken in Eppan abgefahren, um die besten Spiele auszuleihen. Als Jüngster in der Familie habe ich oft meinen Geschwistern zugeschaut, wie sie spielen - wie sie lachen und weinen, streiten und jubeln. Beim Spielen geht es eigentlich um nichts, trotzdem kommen starke Gefühle auf.
Mich fasziniert, wie ein Stück Karton und Holz zum Leben erweckt werden und sogar Erwachsene für Stunden an den Tisch fesseln.
Auch Computerspiele sind cool, dort fehlt mir aber etwas: das Berühren der Figuren, der direkte menschliche Austausch, die wenigen und klaren Regeln der analogen Spiele.
So wie ich spielen viele Kinder gerne Gesellschaftsspiele, aber meist endet das Interesse in der Pubertät, das ist sehr schade!
Nach der Schule habe ich eine Lehre als Maurer absolviert. Ich wollte aber nicht für immer in Südtirol bleiben und mit 21 Jahren bin ich in die Schweiz gezogen. Dort habe ich eine weitere Ausbildung zum Kranfahrer absolviert und den Kontakt mit der lokalen Spieleszene gesucht. Durch meine Leidenschaft fällt die Integration leichter. Das Spielen führt zusammen und schafft Verbundenheit. Bald schon habe ich als Spieleerklärer in der Spielebar Zürich ausgeholfen. In manchen Monaten gab ich meinen ganzen Lohn für Spiele aus. Ich habe sogar an einer Spiele-Kreuzfahrt teilgenommen. Den Kontakt nach Südtirol habe ich immer gehalten. Meine Freunde und Familie vermissen mich und drängen mich zur Rückkehr. Rund um die Coronapandemie habe ich dann die Entscheidung getroffen, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und einen Spieltreff zu gründen. Die meisten haben mich für verrückt gehalten. Das hat mich aber noch mehr motiviert. Auch meine Mutter ist zunächst nicht begeistert. Sie hat noch den 21-jährigen Erich im Kopf, der neue Projekte anfängt und nicht immer abschließt. Sie weiß noch nicht, dass es dieses Mal anders sein wird...
Zunächst war ich auf der Suche nach einer Bar oder einem Café als Partner. Ich wollte mich nur auf die Spiele konzentrieren. Leider klappte das nicht. Deshalb habe ich die Gastgewerbeprüfung absolviert und mich auf die Suche nach einer eigenen Bar gemacht. Über eine Cousine erfuhr ich von der Neuausschreibung der Bahnhofsbar in Eppan. Innerhalb von einer Woche musste ich ein Konzept und eine Speisekarte erstellen – und gewann die Ausschreibung. Im Mai 2023 brach ich meine Zelte in der Schweiz ab und einen Monat später eröffnete ich die Bar. Erfahrung in der Gastronomie oder der Personalführung hatte ich keine.
Spiele sind nicht nur etwas für Kinder. Erwachsene haben auch noch viel zu lernen.
Auszug aus dem Artikel von "Barfuss" von Matthias Schwarz:
In der Bahnhofbar „Bar, Bistro & Games“ wird überall gespielt. In dem linken Saal hängen die Jungen und Coolen ab. Sie genießen ihren Feierabend oder das Wochenende und spielen Flipper, Calcetto oder Billiard. Im Hauptraum spielen die Anhänger der reinen „Südtiroler Lehre“ Watten, Mau Mau und Pasch. In dem rechten Saal befindet sich das Herzstück der Bar: Versteckt hinter einem Spieleregal ist das Reich der Brettspiele. Es gibt hier ca. 500 Spiele. Erich kennt sie alle. Nähert man sich dem Spieleregal, ist er sofort zur Stelle. Die Bar, die anderen Gäste sind vergessen, wenn Erich anfängt von Spielen zu reden. Er versucht die Stimmung, Spieleerfahrung und Lust seiner Gäste zu verstehen, um ihnen dann das geeignete Spiel für den Abend zu empfehlen. Wie ein Sommelier durch die Weinkarte, führt er durch die Regale voller Spiele. Würde man alle seine Empfehlungen durchspielen, würde die Nacht nicht mehr enden.